Veröffentlichung: 02. Juli 2025

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Härtenormen für Thermoplastische Elastomere 

Durchblick im Normen-Dschungel


Josef Neuer, Head of Product Management EMEA bei KRAIBURG TPE, informiert über unterschiedliche Härtenormen und den Prozess der Vereinheitlichung. Welche Normen gibt es heute und welche gelten speziell für Thermoplastische Elastomere? Was gilt es zu beachten? 

Bei Kinderspielzeugen, als Dichtungen in Aufbewahrungsboxen oder als technische Bauteile – Thermoplastische Elastomere (TPE) begegnen uns in vielen Alltagsanwendungen. Ihre besondere Stärke? Die Kombination aus Elastizität und thermoplastischer Verarbeitbarkeit. Entscheidend für ein erfolgreiches Endprodukt? Die Auswahl der richtigen Härte. 

Doch wie misst man Härte eigentlich bei TPE? Welche Normen gelten? Und wo liegen Fallstricke? In diesem Beitrag gibt Ihnen Josef Neuer, Produktmanager EMEA bei KRAIBURG TPE einen Überblick über ein Thema, das für Entwickler, Qualitätssicherung und Produktion relevant ist.

Ein kurzer Blick zurück

Die Geschichte der Härtemessung bei Elastomeren beginnt bereits 1953 mit der DIN 53505. Damals wurde erstmals ein systematischer Standard zur Messung der Härte von Gummi- und Elastomer-Werkstoffen definiert. 

Inzwischen hat sich daraus ein umfangreiches Normensystem entwickelt, welches seit 2021 in der ISO 48 Teil 1 bis 9 zusammengefasst ist – darunter auch die ISO 48-4 für die Shore A und D Messung, die in unserem Alltag mit Thermoplastischen Elastomeren eine zentrale Rolle spielt.

Warum Normen wichtig sind

Normen sorgen für Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit. Ein 70 Shore A Material muss beim Hersteller das gleiche Messergebnis zeigen wie beim Verarbeiter und Kunden. Die ISO 48-Reihe bietet genau das: klare Vorgaben für Prüfbedingungen, Geräte und Messzeiten – ob am normgerechten Probekörper oder direkt am Bauteil.

Wichtig zu wissen: Die Messzeit bei Shore-Messungen an TPE wurde im Zuge der Einführung der DIN ISO 7619-1 und dem Wegfall der DIN 53505 im Jahr 2012 in Deutschland von 3 auf 15 Sekunden verlängert. Dadurch erscheinen TPE-Produkte im Vergleich zu früher leicht „weicher“, obwohl sich die Materialformulierung nicht verändert hat. Ein Detail, das in der Praxis gerne übersehen wird – mit potenziellen Auswirkungen auf Spezifikationen und Bauteilzeichnungen.
 

Hier eine Übersicht der aktuellen und vorherigen Normen zur Härtebemessung: 

 

  • ISO 48-1 früher ISO 18517
  • ISO 48-2 früher ISO 48
  • ISO 48-3 früher ISO 27588 (VLRH) 
  • ISO 48-4 früher ISO 7619-1 (Shore A und D) 
  • ISO 48-5 früher ISO 7619-2
  • ISO 48-6 früher ISO 7267-1
  • ISO 48-7 früher ISO 7267-2
  • ISO 48-8 früher ISO 7267-3
  • ISO 48-9 früher ISO 18898 

Fallstricke und Tipps

Trotz Normen-Harmonisierung bleiben zwei Stolpersteine:

  1. Veraltete Normbezüge: Die ISO 48 stand früher allein für IRHD-Härte. Ältere Zeichnungen könnten fälschlich eine Härteprüfung nach IRHD fordern, obwohl heute z. B. Shore A gemeint ist.
     
  2. Übergangsbereiche: Zwischen Härteskalen wie Shore A und Shore D gibt es keine einfache Umrechnung. In diesen Zonen ist besondere Sorgfalt gefragt – manchmal ist eine Doppelprüfung mit beiden Durchführungsarten sinnvoll.
     

Standardnorm für die Härtemessung von Thermoplastischen Elastomeren ist die ISO 48-4. Sie ist marktüblich, breit akzeptiert und kompatibel mit einer Vielzahl an Messgeräten. Besonders bei sehr weichen TPE-Typen kommt auch die ISO 48-3 (VLRH, very low rubber hardness) zum Einsatz – für Shore-Werte unterhalb von 10 Shore A. . 

Ein spannender Aspekt ist auch die technische Evolution: von einfachen, mechanischen Handmessgeräten hin zu vollautomatischen, robotergestützten Prüfständen. Diese ermöglichen heute hochreproduzierbare Ergebnisse – bei geringem Bedienereinfluss und hoher Effizienz.

Die Angabe der Härte eines Materials ist also mehr als nur eine Zahl. Sie ist das Ergebnis eines geregelten, standardisierten Prüfverfahrens – und ein essenzielles Qualitätsmerkmal. 

Wir bei KRAIBURG TPE messen und prüfen alle Rohstoffe und Fertigprodukte in unserem hausinternen, akkreditierten Labor. Gerne unterstützen wir Kunden und Verarbeiter mit Know-how, Prüfdaten und Einblicken direkt aus unserem Labor.
 

Erhalten Sie Einblicke von den Experten

How to measure the hardness of a vulcanized or thermoplastic elastomer.

Wie sieht denn nun eine typische Härtemessung in unserem Haus nach ISO 48-4 aus? Was gilt es zu beachten? Welche Schritte müssen eingehalten werden und welche Vorgaben erfüllt werden? Wir haben für Sie eine Messung in unserem Anwendungsvideo festgehalten. Hier erfahren Sie weitere Grundlagen zur Härtemessung. 
 

Video zu hardness measurement