Veröffentlichung: 27. August 2025

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Dichtungsdesign – Worauf es wirklich ankommt
Smarte Lösungen mit TPE


Josef Neuer, Head of Product Management bei KRAIBURG TPE, informiert über die entscheidenden Faktoren für ein erfolgreiches Dichtungsdesign mit Thermoplastischen Elastomeren (TPE). Warum klassische Geometrien nicht einfach übernommen werden sollten, welche Rolle Kriechverhalten, Materialverpressung und Formgebung spielen und warum die Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten von Anfang an entscheidend ist, lesen Sie hier. 

Thermoplastische Elastomere (TPE) eignen sich aufgrund ihrer weichen, elastischen Materialeigenschaften ideal für Dichtungsanwendungen. Besonders vorteilhaft ist dabei ihre effiziente Verarbeitung im Spritzgussverfahren sowie die ausgezeichnete Haftung zu harten, thermoplastischen Kunststoffen. Dennoch gibt es zahlreiche Fehlerquellen, die dazu führen können, dass ein Bauteil oder eine Baugruppe nicht den gewünschten Anforderungen entspricht.

Werkstoffgerechtes Dichtungsdesign mit TPE: Anforderungen, Herausforderungen und Best Practices


Neben der Materialauswahl, den Fertigungsparametern und der Bauteilerprobung ist vor allem das Dichtungsdesign ein entscheidender Erfolgsfaktor. Es ist nicht empfehlenswert, bestehende Geometrien aus Vorgängerprojekten mit Werkstoffen wie NBR, EPDM oder Silikon 1:1 auf TPE zu übertragen. Erfahrungen zeigen, dass weder einfache O-Ring-Geometrien mit rundem Querschnitt noch komplexe Mehrfachhöcker-Konturen zu optimalen Ergebnissen bei TPE-Dichtungen führen.
Grund hierfür ist das plastische Kriechverhalten der thermoplastischen Anteile im TPE bei erhöhter Temperaturbelastung. Feine Erhebungen verlieren ihre Form, und stark überpresste Rundquerschnitte werden abgeflacht. Zusätzlich ist eine kunststoffgerechte Bauteilauslegung essenziell, um im Spritzgussprozess eine vollständige Füllung ohne Bindenähte und mit möglichst geringer Restspannung zu gewährleisten. Nur so können die Dichtungen selbst anspruchsvollen Prüfbedingungen standhalten – sei es im üblichen Temperaturbereich von -40 bis +80 °C oder mit Spezial-Compounds sogar bis +120 °C.

Die in den technischen Datenblättern ausgewiesenen Prüfwerte Thermoplastischer Elastomere, wie beispielsweise der Compression Set, belegen die hervorragenden Dichtungseigenschaften für Anwendungen in nahezu allen Industriebereichen. Diese reichen von strengregulierten Medizinalanwendungen über Automobilbauteile, bis hin zu Consumer Goods und Industrieanwendungen. Dabei ist es wichtig, bei Vergleichen zwischen verschiedenen Herstellern und Datenblättern stets auf Prüfmethoden und Temperaturangaben zu achten. Diese Kennwerte bilden das Potenzial ab, welches allerdings durch ungeeignetes Dichtungsdesign stark eingeschränkt werden kann.

Eine erfolgreiche Dichtung erfordert die passende Querschnittsform, ausreichende Materialstärken, symmetrische Geometrien, Spielräume für thermische Ausdehnungen, eine gezielte Kraftverteilung innerhalb des Bauteils sowie eine möglichst geringe Scherbeanspruchung. Dabei muss stets das Gesamtsystem der Baugruppe berücksichtigt werden – häufig bestehend aus verschiedenen Materialien mit unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten und Fertigungstoleranzen. Grundlegende Kenntnisse über diese Material- und Verarbeitungseigenschaften sind essenziell für eine funktionierende Dichtungslösung.

In der Praxis hat sich eine nahezu rechteckige Geometrie mit einer Dicke von mehr als 2 mm und einer Verpressung von etwa 20 bis 30 % als besonders vorteilhaft erwiesen. Solche Parameter sollten bereits in der Konstruktionsphase eingeplant und mithilfe digitaler Werkzeuge in der Einbausituation simuliert werden – im engen Austausch zwischen Konstruktion, Projektmanagement, Werkzeugbau und Materiallieferanten. In enger Zusammenarbeit gelingt ein zielführendes, smartes Dichtungsdesign. 

Entwicklung und Perspektiven von TPE in der Dichtungstechnologie

Rückblickend ist es beeindruckend, welche fortschrittlichen Bauteile mit TPE-Werkstoffen in den vergangenen 20 Jahren realisiert wurden. Die Entwicklung schreitet kontinuierlich voran – unterstützt durch immer leistungsfähigere Simulationstools, mit denen sich Kraft- und Spannungsverteilungen präzise abbilden lassen, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu eliminieren.


Für die Zukunft sehe ich einen klaren Trend zu immer komplexeren, miniaturisierten und gleichzeitig hochfunktionalen Bauteilen bei denen Dichtungen eine Schlüsselrolle spielen – sei es in der Medizintechnik oder im Bereich der nachhaltigen Mobilität. Elektronik und smarte Devices fordern einen effektiven Schutz gegen Feuchtigkeit, Staub und Schmutz. Ein klarer Wachstumsmarkt für Thermoplastische Elastomere. Denn TPE bieten hierfür die nötige Flexibilität, Prozesssicherheit und Designfreiheit. Mit dem richtigen Know-how in Materialauswahl, Konstruktion und Verarbeitung lassen sich auch künftig wirtschaftliche Lösungen realisieren, die den steigenden Anforderungen an Funktionalität und Nachhaltigkeit gerecht werden.

Von der Idee bis zur Serie: TPE-Lösungen für moderne Dichtungsanforderungen

KRAIBURG TPE unterstützt diesen Fortschritt gezielt mit umfassender Anwendungsexpertise und einem tiefen Portfolio an TPE-Compounds, die speziell für Dichtungsanwendungen entwickelt wurden. Unsere technischen Berater/-innen stehen Ihnen von der ersten Idee bis zur Serienumsetzung zur Seite – für eine passgenaue, zuverlässige und langlebige Lösung.

Was ist Ihrer Meinung nach das Rezept für eine erfolgreiche, langlebige Dichtungsanwendung? Schreiben Sie Ihre Erfahrung in die Kommentare. 

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Thermoplastische Elastomere: Die Grundlagen

Diese 30-minütige Einführungssitzung richtet sich sowohl an TPE-Einsteiger als auch an fortgeschrittene Anwender und konzentriert sich auf verschiedene TPE-Klassen, die Vor- und Nachteile von TPS-Materialien, die Eigenschaften von TPS sowie dessen Zusammensetzung.
 

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